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Gute Spiele, schlechte Spiele

von Gabriele Wittendorfer

Spielen motiviert

Da liegt es nahe, dass unter der Überschrift „Spielifizierung“ (im engl. Original „Gamification“) Menschen zu etwas gebracht werden sollen, was sie sonst nicht tun würden: Drei Nutella-Gläser mehr kaufen, die Stromzähler selbst ablesen und online eingeben, beim Reisen einen ökologischeren Fußabdruck hinterlassen…

Damit das funktioniert, muss das Spiel

Spielen organisiert

Spiele dienten auch schon immer der Organisation von Erwerbsarbeit. Michael Burawoy hat im Rahmen der Labour Process Debate in den 70er Jahren gezeigt, dass die Spiele der Facharbeiter den modernen Kapitalismus maßgeblich mitgestaltet haben. Parallel haben Michel Crozier und Erhard Friedberg bei der Erforschung von Mikropolitik in Betrieben die wichtigsten Spieletypen und die Bedeutung von formellen und informellen Spielregeln in Unternehmen herausgearbeitet. Soweit nichts Neues.

Spielen experimentiert

Was neben der Organisation von Arbeit und dem Zugang zu Macht immer wichtiger wird, ist die Bedeutung von Spielen als Experimentierraum. Spiele können Denk- und Interaktionsräume bieten, die unabhängig von den geltenden Strukturen, Spielregeln und Gewohnheiten sind. Wer in diesem Sinne „spielt“, muss die Wechselwirkung des Spiels zum „wirklichen“ Leben einkalkulieren und verantwortlich damit umgehen. Sonst wird aus den Potentialen des Spiels schnell ein Risiko.

Ich spreche jetzt nicht mehr von Nutella-Gläsern, sondern von politischen und unternehmerischen „Spielen“ und „Spieler*innen“. Was diese Spiele von den bisherigen unterscheidet?

Wir alle kennen aktuelle Beispiele: die Trump-Show, das Brexit-Theater, der Diesel-Skandal, die Pflege-Krise, Mietpreis-Bremse…

Mit dem Feuer spielen

Sobald Spiele von Karrierist*innen, Populist*innen und sonstigen Lautsprechern ohne jegliches Verantwortungsgefühl missbraucht werden, entwickelt der Spielemodus eine zerstörerische Dynamik. Früher nannte man das „Zündeln“.

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